"Ich wusste sofort, dass ich sie haben will"

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 2. August 2015 - Autorin: Judith Lembke

Boris Reininghaus ist Tischlermeister im Rheinland – und Inselbesitzer in Kanada. Seit fünf Jahren baut er dort jeden Sommer alleine an seinem Traumhaus. In zwei Jahren soll es fertig sein.

Es war ein Bauchgefühl, das Boris Reininghaus zum Inselbesitzer machte. „Als ich sie zum ersten Mal betreten habe, wusste ich sofort, dass ich die Insel haben will“, sagt der Tischlermeister aus dem Kölner Umland. Das war vor sechs Jahren. Seitdem besitzt er 70 000 Quadratmeter im Atlantik vor der kanadischen Küste, die er wenig romantisch als „einen Steinhaufen auf vielen großen Kieselsteinen“ beschreibt. Zu etwa einem Drittel ist sein Steinhaufen bewaldet, der Rest ist mit Büschen bedeckt.

Ringsherum ist Kieselstrand. Wenn Reininghaus sein Eigentum umrunden will, braucht er etwa eine halbe Stunde, „weil man an einigen Stellen klettern muss“.

Als er sich 2009 in das Inselchen verguckte, war es leer, bis auf ein paar Schafe, die dort grasten. Zum Inselbesitzer wurde Reininghaus schnell: „Ein Termin beim Rechtsanwalt, ein Eintrag im elektronischen Grundbuch – das war’s.“ Der Rheinländer musste auch kein Vermögen ausgeben. 60 000 kanadische Dollar – umgerechnet etwa 40 000 Euro – kostete sein Inseltraum. Dafür gibt es auf einer deutschen Nordseeinsel noch nicht einmal 30 Quadratmeter Bauland.

Alles ging so schnell, dass er sich die Frage, was er mit der Insel anfangen will, erst stellte, als er sie schon besaß. Dabei hatte er von einem Grundstück an der Ostküste Nordamerikas schon geträumt, als er mit Anfang 20 als junger Tischlergeselle zum Austausch im amerikanischen Bundesstaat Maine war. „Doch dort war ein Grundstück am Wasser für mich unbezahlbar.“ Er weitete seinen Radius aus, suchte auch jenseits der Grenze, in der kanadischen Provinz Nova Scotia. Er reiste immer wieder dorthin, ließ sich Grundstücke auf dem Festland zeigen – bis er über das Inselangebot stolperte. „Ich habe mich dort gleich zu Hause gefühlt.“ Trotz der Kargheit. Oder vielleicht genau deshalb?

Zurück in Deutschland, entwarf er mit einem befreundeten Architekten ein Haus: Zwar in Holzleichtbauweise, wie es für die Region typisch ist, aber die Anmutung hat nichts mit den klassischen kanadischen Holzhäusern gemein: Anstatt bunt ist die Fassade weiß, es gibt viel Glas, das Dach ist flach. Der Grundriss erinnert an ein Kreuz. Seit fünf Jahren baut Reininghaus sein Haus auf seiner Insel, meistens alleine, manchmal kommen Freunde aus Deutschland, die ihm helfen. Er verbringt mindestens sechs Wochen im Sommer in Kanada, um seinen Traum zu verwirklich, „je nachdem, wie viel Geld wir über das Jahr zur Seite legen könnten“.

Diesen Sommer sind es drei Monate. Dabei ist der Bau für den Tischler nicht das Problem. „Es ist viel schwieriger, das Material zu organisieren und es auf die Insel zu schaffen.“ Jede Bohle und jeden Nagel muss Reininghaus mit seinem kleinen Motorboot vom Festland über das Meer bringen. Etwa 20 Minuten dauert die Überfahrt. Auch das Entladen ist eine Herausforderung, denn es gibt keinen Bootssteg, alles muss über den Strand getragen werden.

Von dem kleinen Fischerort Comeau’s Hill verwirklicht Reininghaus sein Inselprojekt, wie er es nennt.

In einem kleinen blauen Fischerhaus wohnt er  mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern. Seine Frau lernte er erst kennen, als er schon Inselbesitzer war. „Aber zum Glück findet sie es auch toll.“

Manchmal machen sich alle zusammen zur Insel auf, dann spielen die Kinder im Wald und sammeln Kieselsteine am Strand, während das Ferienhaus in die Höhe wächst. Von außen ist es mittlerweile fertig. Bewohnen kann man es wohl in zwei Jahren, aber so genau will Reininghaus sich nicht festlegen: „Das Projekt soll auf keinen Fall stressig sein, sondern Spaß machen.“ Manchmal fährt er auch tagelang nicht hin – so wie im Moment, weil die Familie für ein paar Tage einen Ausflug in die Vereinigten Staaten macht.

Wasseranschluss und Strom gibt es nicht auf der Insel. „Die Energie wird wahrscheinlich ein 12-Volt-System liefern, so wie im Wohnwagen, und eine Solaranlage.“ Trinkwasser könnte gefiltertes Regenwasser sein oder entsalzenes Meerwasser. Auch einen Brunnen zu bohren wäre möglich, aber sehr teuer. Die Zukunft stellt sich Reininghaus als echte Robinsonade vor: „Ein Boot voller Lebensmittel packen und dann ein paar Wochen mit der Familie auf der Insel verbringen. Vielleicht mit den Kindern einen Hühnerstall bauen, damit wir Hühner halten können und frische Eier haben.“ Reininghaus plant schon sein nächstes Inselprojekt.

Ein Euro pro Quadratmeter

Die Welt, 16.08.2015 - Autor: Richard Haimann

Nicht nur Millionäre können sich eine eigene Insel leisten. Ein Hamburger Makler machts möglich

Eine Stunde mit dem Zug von Köln nach Frankfurt, sechs Stunden im Flieger nach Halifax, dreieinhalb Stunden am Lenkrad des Mietwagens nach Yamouth und schließlich noch 25 Minuten mit dem Kajütboot über das Meer – kaum jemand ist so lange zu seiner Ferienimmobilie unterwegs wie Solveig und Boris Reininghaus mit ihrer viereinhalbjährigen Tochter Anna und dem zweieinhalbjährigen Paul. Der Tischlermeister aus dem Umland der Domstadt hat für sich und seine Familie eine der kleinen Inseln vor Kanada erworben: Marks Island.

65.000 Quadratmeter, bewachsen mit Kiefern, Blaubeer- und Cranberrysträuchern, nennen die Rheinländer ihr eigen. Eine Fläche, so groß wie 16 Fußballfelder, umspült von den Fluten des Nordatlantiks, dessen Wellen sich bei Sturm mit Wucht am Strand aus großen Kieselsteinen brechen. Hier, auf den Tusket-Inseln vor der Küste Nova Scotias, ist das Meer so wild und der Tidenhub so hoch, dass kein Steg dauerhaft bestehen könnte. "Ich muss das Boot auf den Strand fahren, die Familie aussteigen lassen und es anschließend draußen auf See an einer Boje vertäuen", sagt der 38-Jährige. Es ist diese raue Natur und der Kampf mit den Elementen, der ihn für die Nordatlantikküste des amerikanischen Kontinents eingenommen hat, seit er vor mehr als 20 Jahren als Austauschschüler im direkt südlich der Grenze gelegenen US-Bundesstaat Maine war. "Mit dem Kauf von Marks Island habe ich mir meinen Jugendtraum erfüllt", sagt Reininghaus.

Möglich gemacht hat dies Farhad Vladi. Der Volkswirt hat in Hamburgvor 44 Jahren ein Maklerunternehmen aufgezogen, das bis heute weltweit einzigartig ist. Der Sohn einer Deutschen und eines persischen Kaufmanns vermittelt mit seinen Mitarbeitern nur eines: Inseln. Ob im Mittelmeeroder vor Kanada, ob in Skandinavien oder der Karibik ob in Mikronesien oder inmitten eines Schweizer Bergsees – wer irgendwo auf der Welt ein Stück Land umrahmt von Wasser kaufen will, trifft früher oder später auf den 70-Jährigen, der am Ballindamm, der Top- Geschäftsadresse in Hamburg, mit Blick über die Binnenalster residiert.

Mehr als 2000 Eilande haben Vladi und sein Team für ihre früheren Eigentümer schon veräußert. Von millionenschweren Atollen mit Bilderbuch-Palmen und weißen Sandstränden inmitten der tropischen Weite des Pazifiks bis hin zu kargen, kleinen Felsbrocken, die aus rauen Meeresgefilden ragen und bereits für fünfstellige Beträge zu haben sind. "Dass nur Millionäre eine Insel besitzen können, das ist ein Vorurteil", sagt Vladi. "Viele Eilande kosten nicht mehr als ein gut ausgestatteter Mittelklassewagen" Reininghaus kann dies bestätigen: "65.000 Euro haben wir für unsere Insel gezahlt." Weitere 72.000 Euro haben die Rheinländer für Baumaterialien ausgegeben. Daraus fertigt der Tischlermeister gerade das neue Holzhaus – allein. "Handwerker zu sein, hat Vorteile", sagt der Familienvater. Zwei Schlafzimmer, Küche, ein großer Wohn- und Essbereich, Bad – alles in allem 80 Quadratmeter Wohnfläche, verpackt in eine moderne, kubische Architektur und ausgestattet mit neuester Technik. "Über eine Fotovoltaikanlage gewinnen wir Strom, mit dem wir auch die Entsalzungsanlage betreiben, um das Meerwasser nutzen zu können", sagt Reininghaus. Entsorgt werden die Abwässer in einer biologischen Reinigungsanlage, aus der am Ende nur klares Wasser in das Erdreich sickert. Seine Insel wolle er schließlich sauber halten, so der Handwerksmeister. Mit dieser Einstellung sind die Rheinländer keine Ausnahme. "Inselkäufer haben ein großes ökologisches Bewusstsein", sagt Makler Vladi. Die Liebe zur Natur sei häufig mit ein Grund, weshalb Menschen ein eigenes Eiland erwerben wollen. Komplett von Wasser umgeben, fern von Abgasen, unbelastet von chemischem Dünger und Pestiziden. 

Vladi weiß, wie seine Kunden denken, weil er mit den meisten nach Unterzeichnung des Notarvertrags weiterhin Kontakt hält. Häufig geht dann das Geschäft für den Makler erst richtig los. "Viele Erwerber vermieten ihre Insel anschließend über uns für Wochen oder Monate im Jahr, weil sie nicht selbst die ganze Zeit vor Ort sein können."

Manche Eigentümer bauen darauf sogar ein Business auf. So wie der niederländische Besitzer von Bonefish Cay, einer 52.609 Quadratmeter großen Insel in der Abacos-Kette der Bahamas. Ein Luxusrefugium unter Palmen mit einem mehr als fünf Kilometer langen weißen Sandstrand, das für 50.000 Euro pro Woche gemietet werden kann – natürlich über Vladi. Das Haupthaus und die zwei großen Villen bieten bis zu 14 Gästen sieben große, edel möblierte Suiten, jeweils mit eigenem Bad. Ein Team aus Bediensteten steht bereit, um die Urlauber zu verwöhnen. Ein Gourmetkoch serviert die Gerichte nach den persönlichen Vorlieben der Gäste. Außerdem sind alle Gebäude hurrikansicher gebaut und voll klimatisiert.

Zu den Gästen zählen Unternehmer, Milliardäre sowie Film- und Popstars. "Die meisten Celebrities mieten der Sicherheit wegen lieber eine Insel für Wochen oder Monate, als dass sie eine kaufen", sagt Vladi. Es sei nicht so sehr die Angst vor Angriffen durch Terroristen oder Entführungen. "Sie fürchten um ihre Privatsphäre", sagt der Makler. Allzu häufig hätten in der Vergangenheit Paparazzi den Angehörigen des Jetsets vor deren eigenen Inseln aufgelauert. In Booten mit Kameras mit langen Teleobjektiven, um Fotos zu schießen. "Das wurde mitunter so schlimm, dass sich die Stars nicht mehr aus den Villen trauten", sagt der Inselspezialist.

Bei der Anmietung eines Eilands bestehe dieses Problem nicht, denn niemand erfahre, wer wann welche Insel für einen Urlaub anmietet. Allenfalls im Nachhinein würden Stars auf ihren Internetauftritten den Fans mitteilen, dass sie eine erholsame Woche auf den Bahamas oder vor Barbados verbracht haben.Bonefish Cay ist nicht nur zu mieten. Der niederländische Unternehmer, der die Insel vor Jahren erworben hat, will sie nun wieder veräußern. Der geforderte Preis? Etliche Millionen Euro. Schließlich lassen sich mit dem Tropentraum ja auch sechsstellige Beträge pro Jahr umsetzen. Ist die Insel nur 20 Wochen im Jahr vermietet, sind bereits eine Million Euro Umsatz in der Kasse. Zudem lassen sich zu besonderen Zeiten noch höhere Mieten erzielen. "Über Weihnachten, Silvester und Ostern beträgt die Wochenmiete 60.000 Euro", sagt Vladi. Ein Saisonaufschlag von 20 Prozent.

Nicht nur Millionäre können sich eine eigene Insel leisten. Ein Hamburger Makler machts möglich

Eine Stunde mit dem Zug von Köln nach Frankfurt, sechs Stunden im Flieger nach Halifax, dreieinhalb Stunden am Lenkrad des Mietwagens nach Yamouth und schließlich noch 25 Minuten mit dem Kajütboot über das Meer – kaum jemand ist so lange zu seiner Ferienimmobilie unterwegs wie Solveig und Boris Reininghaus mit ihrer viereinhalbjährigen Tochter Anna und dem zweieinhalbjährigen Paul. Der Tischlermeister aus dem Umland der Domstadt hat für sich und seine Familie eine der kleinen Inseln vor Kanada erworben: Marks Island.

65.000 Quadratmeter, bewachsen mit Kiefern, Blaubeer- und Cranberrysträuchern, nennen die Rheinländer ihr eigen. Eine Fläche, so groß wie 16 Fußballfelder, umspült von den Fluten des Nordatlantiks, dessen Wellen sich bei Sturm mit Wucht am Strand aus großen Kieselsteinen brechen. Hier, auf den Tusket-Inseln vor der Küste Nova Scotias, ist das Meer so wild und der Tidenhub so hoch, dass kein Steg dauerhaft bestehen könnte. "Ich muss das Boot auf den Strand fahren, die Familie aussteigen lassen und es anschließend draußen auf See an einer Boje vertäuen", sagt der 38-Jährige. Es ist diese raue Natur und der Kampf mit den Elementen, der ihn für die Nordatlantikküste des amerikanischen Kontinents eingenommen hat, seit er vor mehr als 20 Jahren als Austauschschüler im direkt südlich der Grenze gelegenen US-Bundesstaat Maine war. "Mit dem Kauf von Marks Island habe ich mir meinen Jugendtraum erfüllt", sagt Reininghaus.

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