Reif für die eigene Insel?

Von Susanne Mayer, ZEIT online-Redaktion

Die Sonne schon lange nicht mehr gesehen? Draußen ist es kalt und der Regen prasselt seit Tagen gegen die Fensterscheibe? Da hilft nur träumen, von einem eigenen kleinen Paradies in der Natur zum Beispiel, in dem man sich entspannt zurücklehnen kann und die einzigen Geräusche, die von leisen plätschernden Wellen sind. Doch Träume können wahr werden! Wer heutzutage die Einsamkeit sucht und sich diese auch leisten kann, kauft sich einfach seine eigene Insel

Es war der Kanadier F. Vladi, der die Marktlücke „Privat-Inseln“ 1971 entdeckte. Seither verkauft er mit seiner Maklerfirma „Vladi Private Islands“ Inseln auf der ganzen Welt. Von den 120 Inseln, die im Angebot sind, wechseln jährlich zirka 30 ihren Besitzer. Das geschieht meist, weil die Käufer anfangen, sich nach einigen Jahren auf ihren Refugien zu langweilen. All die Freunde und Verwandte waren auch schon dort im Urlaub und sie entscheiden sich, die Insel zu einem hohen Preis weiter zu verkaufen. Zu den Verkaufsschlagern gehören neben den Inseln der kanadischen Ostküste auch die sonnigen Palmeninseln auf den Bahamas.
„Ein Inselkauf ist auch für Normalverdiener möglich“ sagt Sabine Rollinger, von der Presseabteilung der Vladi Private Islands GmbH. “Wer das Inselleben aber lieber erstmals ausprobieren will, kann sich auch eine mieten. Nahe Paris oder Venedig gibt es zum Beispiel kleine Inseln, die wie Ferienhäuser für einen bestimmten Zeitraum gemietet werden können.“ Die Preisspanne liegt dabei zwischen 100 und 10.000 Dollar pro Tag, je nach Komfort und Service. 

Die teuerste Insel, die jemals verkauft wurde, heißt Norman Island in den British Virgin Islands, für 12 Millionen Dollar. Die teuerste Insel, die derzeit auf dem Markt ist, ist Musha Cay auf den Bahamas. Auf ihr steht das luxuriöseste Hotel-Resort der Welt für 56,5 Millionen Dollar. 
Aber man muss, wie gesagt, kein Millionär sein, um sich den Traum einer sonnigen Karibikinsel zu erfüllen. Pearls Island, eine 10.000 Quadratmeter große Insel vor der Westküste von Grenada, sucht beispielsweise Miteigentümer. Der „Pearls Island Owners Club“, dem die Insel gehört, vergibt für 149 Euro Mitgliedschaften. Pearls Island ist nie besiedelt worden, der ursprüngliche Zustand soll erhalten bleiben. Deshalb ist es verboten, Häuser zu errichten. Die Miteigentümer müssen sich also auf Tagesausflüge auf Pearls Island beschränken. Freunde und Verwandte dürfen sie aber jederzeit mitbringen.
Wie sehr sie auch für ihr Leben bewundert werden, den Reichen und Schönen dieser Welt fehlt oft eins: die Privatsphäre. Deshalb ziehen sie sich gern mal zurück. Einen abgeschiedeneren Ort als die eigene Insel werden sie dabei wohl kaum finden.

 

Besonders begehrt ist der europäische Mittelmeerraum, aber dort gibt es kaum noch unbebaute Inseln. Kommt dennoch eine auf den Markt, ist der Preis dementsprechend hoch. Nur in Griechenland kann man noch Schnäppchen machen. In Skandinavien und einigen Eilands im Atlantik lässt sich der Lebenstraum vom eigenen Königsreich einfacher erfüllen: Das Angebot ist größer und die Preise günstiger. 
Der Handel mit der Natur boomt auch an der kanadischen Ostküste. Vor allem die Provinz Nova Scotia, die mit ihren 7.400 Kilometern Küste, unzähligen Buchten und mehr als 3800 vorgelagerten Inseln auch als der„Ozeanspielplatz“ von Kanada bezeichnet wird, verführt nicht nur Stars wie Tony Curtis zum Inselkauf. Das ausgewogene Klima, stabile politische Verhältnisse und erschwingliche Flüge von Europa aus machen Inselkäufe in Nordamerika besonders attraktiv. Inseln für „Anfänger“ sind dort schon ab 19.000 Dollar inklusive Häuschen erhältlich. Das selbe gilt für Inseln in Australien, Neuseeland und Tasmanien. Aufgrund der weiten Entfernung für Europäer und Amerikaner hält sich die Nachfrage dort aber in Grenzen. 
Für ein Stückchen Karibik muss man schon tiefer in die Tasche greifen. Nur wenige Inseln sind in privater Hand und aufgrund der hohen Nachfrage wird dort der Wunsch danach für den „Normalbürger“ wohl auch ein solcher bleiben. Die wenigen millionenschweren Europäer, die in diesen sonnigen Gefilden versuchen, dem Alltagsstress und Großstadtlärm zu entfliehen, haben aber oftmals Probleme, sich den dortigen Lebensumständen anzupassen. 

Wer sein kleines Königreich in Hawaii, den Fidschis oder Französisch-Polynesien errichten will, hat ebenfalls mit hohen Preisen zu rechnen. Im Pazifischen Ozean sind das die einzigen Inseln, die Ausländer erwerben dürfen und diese liegen schon fest in japanischer Hand. Das Angebot ist knapp und die Preise dementsprechend hoch. Auch in Asien ist es für Ausländer schwierig Grundbesitz zu erwerben. In Indonesien und den Philippinen kann man sich an einer Insel beteiligen, in Thailand und Malaysia wird es Ausländern gänzlich verwehrt. Das selbe gilt für den Indischen Ozean: Damit die letzten käuflichen Paradiese auch naturbelassen bleiben, gibt es auf den Seychellen beispielsweise strikte Regeln, damit auch bei Inseln in privater Hand der Naturschutz gewahrt bleibt. 

Interessenten sollten vor dem Erwerb ihres Naturidylls noch einige Dinge vorab beachten. Die Insel kann noch so schön sein, wenn sie aber nur schwer zu erreichen ist, wird der Käufer bald die Lust verlieren, sie zu besuchen. Sie sollte außerdem zu einem politisch stabilen Land gehören, das ein Grundbuch führt, um im Krisenfall eventuelle Besitzansprüche verteidigen zu können. Abzuklären ist auch, ob das Grundstück bebaubar ist und ob ausreichend Trinkwasser vorhanden ist.

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