Wie Inselträume wahr werden

Von Dirk Engelhardt , DIE WELT, 13. September 2008

Der Hamburger Makler Farhad Vladi hat 120 Eilande im Angebot. Die Naturparadiese kosten bis zu drei Millionen Dollar

Die Insel nennt sich "Der Tollow", und sie befindet sich in der Ostsee im Maltziener Wiek vor Rügen. Der Sage nach soll der Pirat Klaus Störtebeker auf der Insel begraben sein. Farhad Vladi will sie verkaufen. "Es ist nicht häufig, dass eine deutsche Insel zum Verkauf steht", sagt der Makler, der die Agentur Vladi Private Islands (www.vladi-private-islands.com) betreibt, die größte Makleragentur für Inseln der Welt. Der Tollow umfasst eine Fläche von 1,74 Hektar. Wäldchen aus Eiche, Buche und Ahorn schmücken das Naturparadies. Wildgänse brüten hier, auf der Insel lebt eine große Kormoranpopulation. Deshalb steht sie auch unter Naturschutz. Und hier liegt der Haken - oder der große Pluspunkt - für den Käufer: die Insel darf nicht bebaut werden. "Es gibt aber einen Beobachtungsturm mit Aussichtsplattform, einen kleinen Naturhafen und eine Geräteschutzhütte", berichtet Vladi.

Mit dem Ruderboot oder einem Motorboot erreicht man das Festland in wenigen Minuten. Der Preis für das Stück Natur: 400 000 Euro, inklusive Mehrwertsteuer, zuzüglich Erwerbskosten, zuzüglich 3,5 Prozent Maklercourtage.
Der Tollow ist nur eine von rund 120 Inseln, die der Hamburger Kaufmann Farhad Vladi in seinem Portfolio hat. Von der Robinson-Crusoe-Insel im Pazifik über subtropisch bewachsene Inseln vor der Küste Cornwalls bis zu einer Insel der Rangitoto-Inselgruppe bei Neuseeland mit 61 Hektar Bergland und Hubschrauberlandeplatz reicht die Auswahl.
Auch Inselteile stehen zum Verkauf. So kann man die Westhälfte der dänischen Insel Svelmø erwerben. Das Grundstück ist immerhin 120 000 Quadratmeter groß und mit einem 500 Quadratmeter großen Hausbestand versehen. Für den Hobby-Bauern gibt es Landwirtschaftsflächen und zur Erholung einen schönen Strand.
So verschieden die Inseln sind, so groß ist die Preisspanne: "Neben den Anschaffungskosten muss man für eine Insel zwischen 100 000 und drei Millionen Dollar", sagt Fahrhad Vladi. Rund 2000 Eilande hat der Makler bisher verkauft, im Schnitt 30 pro Jahr. Unter den Käufern sind prominente Namen: Jonny Depp, Nicholas Cage, Leonardo di Caprio, Didi Hallervorden und Red Bull - Erfinder Dietrich Mateschitz.
Die Nachfrage ist da, doch das Problem sei die Insel-Akquise. Rund 80 Prozent der Inseln weltweit sind in Staatsbesitz, dazu kommen einige Länder wie Malaysia, Indonesien oder Thailand, in denen es verboten ist, mit Inseln zu handeln.

 

Um das richtige Inselfeeling zu erlangen, kann man sich auf den Inseln natürlich auch erst mal einmieten. Für 420 Dollar pro Tag ist man zum Beispiel schon Herr über die chilenische Isla Robinson Crusoe. Und darf sich auch so fühlen - denn außer zwei Gästehäusern, Strand und Wald gibt es dort nichts. Luxuriöser - und entsprechend teurer - ist die Insel Bonefish Cay bei den Bahamas. Zwei luxuriöse Villen, hurrikansicher gebaut, Personal, Motoryacht, Jetski, und ein 18-Loch-Golfplatz auf der Nachbarinsel sind für 50 000 Euro pro Woche zu testen. Seine Kunden seien Individualisten, sagt Vladi. Menschen, die keine Animateure oder Kulturreisen brauchen, sondern einfach nur pure Natur, Wind und Wasser, zum Abschalten. Telefon und Strom sollten allerdings schon da sein, und Nachbarn in Reichweite. Schließlich soll ein Inselaufenthalt nicht zum Survival-Trip werden. Manche Internethändler bieten Inseln auch in verschiedenen Ländern direkt zum Kauf an. Farhad Vladi warnt aber, Inseln ohne Zwischenschaltung eines Maklers zu kaufen: "Nur ein lizenzierter Makler kann Ihnen professionellen Rat vor dem Kauf geben. Auf jeden Fall sollte man die Insel, bevor man sie kauft, besichtigen und darauf achten, dass sie nicht zu weit vom Festland entfernt ist."

Einen Wohnsitz auf einer unbewohnten Insel einzurichten sei mithilfe der heutigen Technologie kein Problem, meint Vladi: "Innerhalb von drei Monaten lassen sich meist ein Fertighaus, Strom, Telefon und Trinkwasser installieren."
Weil Inseln sich nicht vermehren, sondern deren Zahl konstant bleibt, steige deren Wert kontinuierlich. "Ein Preisanstieg von 10 bis 20 Prozent pro Jahr ist in den letzten Jahren die Regel gewesen", so Vladi. Außerdem würde die Kreditkrise den Wert der Inseln nicht berühren. Die gefragtesten Regionen, was Inseln betrifft, seien Westeuropa, die Karibik und der Südpazifik. "Die Nachfrage ist besonders hoch an der Ostküste Kanadas, und in Australien und Neuseeland. Hier können wir die Wünsche kaum befriedigen."
Vladi, der seine Agentur am Hamburger Ballindamm hat, faszinierten Inseln schon seit früher Kindheit. "Wenn Sie es in ein Wort fassen wollen: eine private Insel bedeutet Freiheit", sagt der Kaufmann. Vor 37 Jahren kaufte er die erste Insel bei den Seychellen im Indischen Ozean.
Vor 15 Jahren leistete er sich sogar seine eigene Insel nahe Neuseeland, dort hütet er 100 Schafe und 50 Kaschmirziegen und kehrt jedes Mal äußerst ungern ins kalte Hamburg zurück. Doch oft hält es ihn sowieso nicht in Deutschland, denn meist reist er rund um den Erdball, um neue Verkaufsobjekte ausfindig zu machen.

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