Der Herr der Inseln

Stuttgarter Nachrichten, 23.04.2008, von Daniel Schoeps

Bei Farhad Vladi kaufen die Stars ihr ganz persönliches Eiland - 12 000 stehen zur Wahl


Seinen ersten Deal machte Vladi mit der kleinen Seychellen-Insel Cousine Island, die er damals an drei Hamburger Geschäftsleute vermittelte. Bis heute hat er mit seiner Firma Vladi Private Islands 1800 Inseln verkauft. Seine Datenbank, die rund 12 000 Privatinseln aus 40 Ländern erfasst, ist das weltgrößte Insel-Archiv. Aber nicht nur Stars wie Leonardi DiCaprio, Michael Douglas, Mel Gibson oder David Copperfield und Millionäre erfüllen sich ihren Traum. Gerade in Kanada ist bereits für den Preis eines Mittelklassewagens einiges zu kriegen.Vladis Welt ist in zehn Regionen eingeteilt: Europa mit der Mittelmeerregion, Atlantik und Skandinavien, Kanada (Westküste), Kanada (Ostküste und Zentralkanada), Karibik, Zentralamerika, Südamerika, Australien und Neuseeland, Pazifik und Indischer Ozean. Die meisten Inselkäufer suchen nach Objekten in der Mittelmeerregion und der Karibik: Kein Wunder, kommen doch die meisten Kunden aus Europa oder Nordamerika. Asiaten hingegen kaufen selten bis nie bei Vladi. "Inder empfinden es als primitiv, auf einer Insel zu leben. Und Japaner haben schlicht zu wenig Urlaub, als dass sich das lohnen würde", sagt Vladi.Der Einstiegspreis für Inseln liegt derzeit bei knapp 50 000 Euro. Dafür bekommt man eine Insel an der Ostküste Kanadas, dort schlagen die Schnäppchenjäger unter den Inselfreunden zu. Und auch die günstigste Insel, die es derzeit in seinem Portfolio gibt, liegt in der Nähe - bei Halifax. Vladi umreißt die Vorzüge in knappen Worten: "Die Insel ist fast 40 000 Quadratmeter groß, liegt in einem sehr großen kanadischen See an der Ostküste und hat einen wunderbaren Mischwald. Kanada ist im Übrigen sehr zu empfehlen, weil Ausländer dort unbegrenzt Land erwerben dürfen."Viele seiner Kunden haben aber ganz andere Probleme, als den Kaufpreis zu stemmen, denn diese Kunden haben die Qual der Wahl. Und auch das kann manchmal brenzlig werden, wie beispielsweise für Hollywood-Star Nicolas Cage. Ein Hubschrauberflug über mehrere potenzielle Kaufinseln auf den Bahamas endete fast tragisch. "Der Hubschrauber hatte einen Getriebeschaden", erzählt Vladi. "Cage und ich blieben ganz ruhig, denn wir wussten ja, dass es nur nass werden kann, und das Wasser ist ja dort auch nicht kalt. 

Aber seine damalige Frau Lisa Marie Presley und vor allem ihre Gouvernante hatten große Angst." Mit letzter Kraft landete man in Nassau, und Cage spendierte zur "Feier der Wiedergeburt" eine Flasche Rotwein, die so teuer gewesen sein muss, dass American Express direkt bei Cages Sekretär anrief, um nachzufragen, ob er denn sicher sei, nur eine Flasche Rotwein und kein Auto gekauft zu haben.Solche Geschichten erzählt Farhad Vladi gern, wenn er denn mal in seinem schmucken Büro an der Hamburger Binnenalster sitzt und nicht gerade um die Welt fliegt. Dennoch ist Diskretion oberstes Gebot. "Aber wenn ein Kunde von sich aus erzählt, dass er seine Insel bei mir gekauft hat, dann darf auch ich darüber reden. Der Preis bleibt aber selbstverständlich geheim."Sein größtes Problem ist der Nachschub. Denn auch wenn vor Dubai künstliche Inselreiche aufgeschüttet werden, so ist der Markt an "echten" Inseln eng und begrenzt. Rund 80 Prozent aller Inseln sind in staatlicher Hand, und in vielen Gegenden wie Thailand oder Indonesien ist es Ausländern grundsätzlich verboten, eine Insel zu erwerben. Ein anderes Problem sind bewohnte Inseln, diese Erfahrung musste "Braveheart" Mel Gibson unlängst machen. Die Bewohner seiner Trauminsel "Mago" wehren sich gegen den Kauf. "Damit gibt es nur Probleme", sagt Vladi. Daher umfasst sein Angebot nur unbewohnte Inseln, die sich bereits im Privatbesitz befinden.Ähnlich schwierig können auch die falschen Vorstellungen sein, die sich viele potenzielle Inselkäufer machen. "Manche Kunden fragen nach einer Insel ohne Regen. Ich kann dann immer nur zurückfragen: 'Ach so, Sie wollen also eine Insel ohne Vegetation?'", sagt Vladi und lacht.Also empfiehlt er, die Wunschinsel vor dem Kauf lieber erst einmal zu mieten. Auch Vladi macht es nicht anders. Jedes Jahr schließt er kurz vor Weihnachten seine Firma und öffnet erst Mitte Januar wieder. In der Zwischenzeit erholt er sich auf seiner Lieblingsinsel. Forsythe Island liegt vor Neuseeland, und wenn Vladi nicht dort ist, dann vermietet er sie für 500 Euro am Tag. Besondere Attraktionen dort sind die hundert Schafe, fünfzig Kaschmirziegen und zwei Lamas. Er selbst bezeichnet sich als "Kunsthändler der Natur". Denn von der Schönheit der Objekte einmal abgesehen, haben Privatinseln und Kunstwerke derzeit eins gemeinsam: Die Preise steigen.

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