Inseln zum Schnäppchenpreis

Von Susanne Ziegert

Ungestörte Ruhe direkt am Wasser: In vielen Gegenden der Welt kann man sich eine eigene Insel kaufen. Mancherorts kosten sie ein paar tausend Euro, aber natürlich kann man auch 25 Millionen loswerden. Wem das doch zu teuer ist: Für Eigenbrötler mit kleinem Geldbeutel gibt es Eilande zur Miete. 

Sleepy Cove Island: Die kanadische Insel liegt in einer tatsächlich verschlafenen Bucht im Shubenacadie Grand Lake, in Nova Scotias. Ab 120 Euro pro Tag kann man sie via die Firma Vladi Private Islands mieten.
 
Sanddünen, so weit das Auge reicht. Sanft umspülen Wellen die kleine Lagune mit dem Ankerplatz. Eine Herde Wildpferde trabt vorüber und sucht in einem Mangrovenwäldchen Schutz vor der sengenden Sonne. Eine Schar bunter Vögel fliegt zwitschernd auf. Die Insel Altamura in der Baja California vor Mexiko ist ein Naturparadies, das trotz seiner Schönheit noch fast unberührt ist. Und es wahrscheinlich auch blieben wird. Das Eiland, mit gut 100 Quadratkilometern größer als Sylt, steht zum Verkauf. 
In aller Welt können Möchtegern- Robinsons mit ausreichendem Kontostand Inseln oder Halbinseln kaufen. Häufig sind sie abgelegen und daher mit hohem Anreiseaufwand verbunden, auch wenn sich die Infrastruktur generell verbessert hat. Vor allem in Schwellenländern wie Mexiko werden Käufer fündig, denn hier hat der Staat in turbulenten Entwicklungsphasen freigiebig Land an wohlhabende Privatleute verkauft, die sie nach und nach weiterveräußern. Schicke Mini-Inseln ohne Bebauung gibt es schon ab einigen Tausend Euro. 

Sylt ist viel teurer 
Altamura allerdings ist einer der teuersten Landstriche, die der Hamburger Inselmakler Farhad Vladi in seinem Angebot hat. Der Sohn eines früheren mexikanischen Präsidenten hatte dort in den vergangenen Jahren seine Zweitresidenz. Er ließ sich ein einfaches Holzhaus bauen, dieses aber mit allem ausgestattet, was der moderne Aussteiger so braucht: fließendes Wasser, Strom und Funktelefon. Er hält 1200 frei laufende Rinder. Außerdem leben 46 wilde Pferde und unzählige Vögel auf dem Landstrich mit subtropischer Vegetation. Wegen seiner schlechten Gesundheit muss der Insulaner mit dem biblischen Vornamen Jesús das Paradies nun aufgeben. Den Preis von 25 Millionen Euro nennt Inselhändler Farhad Vladi nur relativ teuer. "Das ist ein Quadratmeterpreis von wenigen Cent. Auf Sylt bekommt man für diesen Preis gerade einmal zwei Einfamilienhäuser mit Meerblick", vergleicht er. 
Seit den 70er-Jahren handelt der promovierte Volkswirt mit Inseln. Etwa 2100 hat er bisher verkauft - kleine für mehrere Tausend Euro und große für Millionen. Häufig ist er im Hubschrauber mit Prominenten unterwegs, die nur auf einer Insel wirklich ungestört urlauben können und die zeitweilige Isolation suchen. So kam der Schauspieler Johnny Depp, der den Captain Jack Sparrow in "Fluch der Karibik" spielte, auf den Geschmack. Auf Little Hall's Pond in der Karibik, einem Eiland mit weißen Sandstränden und einer Lagune, träumt er nun weiter von Piratenabenteuern. Auch Nicolas Cage verkaufte Vladi ein eigenes kleines Reich: die noch unerschlossene Leaf Cay in der Karibik. Der deutsche Komiker Dieter Hallervorden lebt mehrere Monate im Jahr in der früheren Residenz des Schriftstellers Henryk Sienkiewicz auf der "Ilot de Costaère" vor der Bretagne. 

Ganz normale Inselkäufer 
Den Traum vom eigenen Inselreich erfüllen sich nicht nur Prominente und Betuchte. "90 Prozent der Inselkäufer sind ganz normale Menschen mit mittleren Einkommen, die nicht bekannt sind", sagt Vladi. Auch einen Elbschiffer, der täglich an einem kleinen Inselchen vorbeifuhr und sich im Ruhestand nicht mehr davon trennen wollte, hatte er unter seinen Kunden. 
Wer eine Insel kauft, sollte improvisieren können und die Einsamkeit schätzen. Wenn der Strom ausfällt oder ein Sturm das Dach abdeckt, kann der Inselbewohner nicht einfach den Elektriker oder die Feuerwehr rufen.  
Das derzeit günstigste Angebot ist eine kleine bewaldete Insel für umgerechnet 33.000 Euro im Süden der kanadischen Provinz Nova Scotia im Atlantik. Für 32 Millionen Euro stehen die beiden Kokospalmen- Inseln Little Hans Lollik und Great Hans Lollik in der Karibik zum Verkauf.
 
Farhad Vladi kennt wohl auf allen fünf Kontinenten die meisten Inseln, die in den vergangenen 30 Jahren käuflich zu erwerben waren. Jährlich legt er rund 500.000 Flugkilometer zurück, um die kleinen Reiche zu fotografieren und zu Lande, zu Wasser oder in der Luft mit Kunden zu bereisen. In seinem persönlichen Archiv hat er 12.000 Eilande gesammelt, die schon einmal verkauft wurden. Derzeit hat er 130 Inseln im Angebot. "Einige verkaufe ich ein zweites Mal oder drittes Mal, wenn der frühere Eigentümer sich scheiden lässt oder in Konkurs geht", sagt er.

 

Drastischer Preisanstieg 
Seit den 70er-Jahren haben sich die Preise verdreifacht und in einigen Fällen vervierfacht. Das hat ganz praktische Gründe. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist in den vergangenen Jahren einfacher geworden. Damit können die Insulaner unabhängig Strom und Wärme gewinnen. Billigflieger machen die Anreise in viele Regionen günstiger. Über Blackberry und Funk lässt sich zudem Kontakt zur Zivilisation halten, sogar von dem einsamen Fleckchen Erde aus arbeiten. 
Das war früher anders. Farhad Vladi erinnert sich noch gut, wie er in den 70er-Jahren von einer Seychellen- Insel aus umständlich ans Festland schipperte. Dort reihte er sich im Postamt in die Schlange ein und wartete, dass der Postbeamte eine Leitung in die Heimat herstellte. Was nicht immer funktionierte. Nur wenige Makler haben sich auf das aufwendige Geschäft mit den Inseln spezialisiert. Von Hamburg aus verkauft sein früherer Kompagnon René Böhm ebenfalls weltweit Inseln. Ein loser Zusammenschluss kanadischer Makler betreibt die Internetseite Islands4sale. com, die vor allem Angebote in Nordamerika bereithält. Auch der Scheich von Dubai will von der Sehnsucht der Menschen nach einem Stück Land im Meer verdienen. Aus Sand lässt er die Umrisse von Palmen und Erdteilen im Meer aufschütten. 300 künstliche Inseln soll der nachgebaute Kontinent erfassen. 

Für Farhad Vladi ist der Bauboom im Meer keine wirkliche Konkurrenz. Seine Käufer sind wie er selbst Naturliebhaber. Vor einigen Jahren hat er sich auch ein eigenes Inselreich geleistet: Forsyth Island vor Neuseeland. Den kleinen hügeligen Landstrich teilt er während seines Urlaubs für etwa einen Monat im Jahr mit 50 Kaschmirziegen, 100 Schafen und zwei Lamas. In acht Stunden kann er sein Reich im Kajak umrunden. 

Der neue Herrscher auf Altamura würde für eine solche Tour wesentlich länger brauchen. Schon um zu Fuß von einem Ende zum anderen zu gelangen, braucht man einen ganzen Tag - wenn man sich beeilt. 

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