Mein Grund und Boden

Berliner Zeitung, Immobilien-Magazin, 26.10.2008, Kirsten Niemann

Das eigene Inselreich gilt vielen als der ultimative Luxus -tatsächlich gibt es neben teuren Traum-Eilanden in der Südsee auch mehr oder weniger erschwingliche Objekte vor den deutschen und europäischen Küsten. Und auch im Umland sind kleine Juwelen zu entdecken.

Sanft streicht der Wind durch die hügelige Graslandschaft. Dahinter blaues Meer und rauschende Wellen. Das Schöne ist: Der Betrachter teilt diesen wunderbaren Ausblick lediglich mit ein paar Vögeln. Er findet sich inmitten unberührter Natur, in der kein Mensch lärmt, kein Auto knattert und kein Haus auf Zivilisation hindeutet. Lediglich ein winziges Cottage von maximal 33 Quadratmetern und drei Holzhütten säumen die Küste, daneben ein Geräteschuppen und ein Toilettenhäuschen. Loksoya heißt dieses 182000 Quadratmeter große Eiland, es liegt im Norden von Norwegen und steht zum Verkauf.

"Die Insel Loksoya eignet sich perfekt für die Sommerferien", wirbt der Katalog des Unternehmens Vladi Private Islands, dem erfolgreichsten - vielmehr einzigen -Inselvermittlungsbüro der Welt. "In der Gegend lassen sich alle Wassersportarten betreiben, inklusive Bootsfahrten, um die Archipele und Fjorde der Festlandküste zu besuchen." Der Katalog weckt Sehnsüchte. Ob für die Sommerferien oder für immer: Viele Menschen träumen von der eigenen Insel und einem Ort der ungestörten Ruhe am Wasser, der von allen Punkten aus Seeblick garantiert.

"Ich verkaufe nicht nur Inseln, ich verkaufe Lebensträume", sagt Geschäftsinhaber Farhad Vladi, der sich auch gerne als "Kunsthändler der Natur" sieht. Keine Insel sei wie eine andere, jede ein Unikat. Schon 1971 schlüpfte der Sohn einer Hamburgerin und eines iranischen Kaufmanns in die Marktlücke der Inselimmobilien. So hat er bereits Johnny Depp zu einer eigenen Insel verholfen, ebenso wie Paul McCartney, Nicolas Cage und Didi Hallervorden. Der Mann hat sich einen Ruf erworben: Als "Mr. Robinson" und "Herr der Inseln" taucht er auf den Wirtschaftsseiten vom Wall Street Journal oder Forbes Magazine auf. Dennoch besteht Vladi darauf, dass sich heute nicht nur Multimillionäre und Filmstars ein eigenes Inselreich leisten können. 90 Prozent seiner Kunden seien normale Menschen mit mittlerem Einkommen, behauptet er. Das oben erwähnte Inselchen in Norwegen ist zum Beispiel schon für 400000 Euro zu haben. Das teuerste Eiland gehört zu den Bahamas und kostet 50 Millionen Euro; die günstigste schlägt mit gerade mal 78000 Euro zu Buche und liegt in Halifax County vor Kanada. Ein Schnäppchen geradezu -wäre sie für normal verdienende Europäer nicht so schlecht zu erreichen.

Für Menschen, die lange Anfahrtswege scheuen hält der Inselmakler noch ein Eiland im Bodden vor Rügen bereit, wo Wildgänse und andere Vogelarten ihre Nester bebrüten. Ein Idyll mit Beobachtungsturm, Aussichtsplattform und Geräteschuppen. Der künftige Eigentümer wird jedoch sehr viel Sinn für die Naturschönheiten übrig haben müssen. Denn das geschützte Fleckchen Land darf nicht weiter bebaut werden. Etwa 100000 Inseln mit zusammen mehr als 10,5 Millionen Quadratkilometern Fläche soll es weltweit geben. Weil sich ihre Zahl wohl kaum erhöhen wird, rechnet Vladi mit einer Rendite von 10 bis 20 Prozent pro Jahr. Die Tatsache, dass die Bewohner ihre Inseln im Zuge fortschreitender Technologien etwa mit Solarstrom oder Windenergie immer besser bewirtschaften können, trägt ein Übriges zur Popularität bei.

 

"Inseln sind zurzeit sehr beliebt und bringen immer mehr Geld", bestätigt auch Hans-Peter Plattner, öffentlich bestellter Auktionator und Chef der Deutschen Grundstücksauktionen AG in Berlin. In der Septemberauktion erst versteigerte Plettner die Lotseninsel in der Schleimündung bei Kiel. Sie erzielte 655000 Euro, das Mindestangebot lag bei schlappen 125000 Euro.

Ein bis zwei Inseln versteigert die Deutsche Grundstücksauktionen AG im Jahr. Was Vladi für den internationalen Inselmarkt bedeutet, ist die Gesellschaft für das Bundesgebiet: der Marktführer.
Die meisten Inseln gelangen im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) unter den Hammer, preislich liegen sie zwischen 70000 und 700000 Euro. Die Käuferschaft ist ebenso breit gefächert: "Manche haben einen Spleen, andere verfolgen eine Aufgabe. Es gibt nicht den typischen Inselbesitzer", sagt Plettner. Menschen, die sich ihren Traum vom Robinsonleben verwirklichen, sind scharf auf Inseln, ebenso Hobby-Ökologen, die ein Biotop retten wollen. "Die meisten Kunden sind Privatleute, doch gelegentlich bieten auch Unternehmen mit, die ihre Ferienbungalowsiedlung auf einer Insel errichten möchten." Das klingt zwar ziemlich unromantisch, kommt jedoch der Allgemeinheit zugute: Am Ende können viele Menschen den Traum von der Insel mitträumen -und sei es nur für wenige Wochen im Jahr.

Die Zahl der Inseln ist begrenzt, ebenso wie der Raum auf ihnen. "Dadurch erhalten sie ihren speziellen Charakter, das macht ihr Flair aus", sagt die Immobilienmaklerin Anne Wulf. Sie erliegt selber dem Charme vom Wohnen auf der Insel und vermarktet gerade eine schön sanierte Anlage mit sieben Häusern aus dem Jahr 1890 auf Werder bei Potsdam. "Es sind keine Snobs, die sich für ein Leben in Werder interessieren," sagt Wulf, "sondern Menschen, die sich den Ort mit Bedacht ausgewählt haben."

Die 25 bis 150 Quadratmeter großen Wohnungen sind mit etwa 2000 Euro pro Quadratmeter durchaus bezahlbar. Darunter sind coole Lofts mit einer Raumhöhe von mehr als fünf Metern, sowie ganz normale Apartments. Fast alle erfreuen ihre Bewohner mit einem Ausblick auf Wasser: Die ehemalige Regattastrecke liegt nur 50 Meter vor der Haustür. "Da können Sie in Badehose aus dem Haus gehen und gleich ins Wasser springen", sagt Wulf und gerät ins Schwärmen. Alleine diese Vorstellung weckt Sehnsüchte. Wer will da noch auf die Bahamas?

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