Blühwiesen für Artenvielfalt

von Johannes Matthiesen

Ich sitze vor meinem noch leeren Manuskript und frage mich, wie kommt eigentlich ein Hollenstedter „Neubürger“ und hauptberuflicher Bio-Polymer Entwickler dazu, hier in der Samtgemeinde das Anlegen von Blühwiesen zu organisieren? Als Experte für biologisch abbaubare und tatsächlich kompostierbare Kunststoffe ist es mir natürlich ein Anliegen, auch andere Umwelt-Projekte in der Praxis zu unterstützen. Die Arbeit und das Netzwerk unseres Heimat- und Verkehrsvereins Estetal e.V. sind dafür eine perfekte Voraussetzung.

Angesichts des zunehmenden Artensterbens in Flora und Fauna haben wir überlegt, was wir mit unseren Vereins-Möglichkeiten unternehmen können, um großflächig einen weiteren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. So wurde die Idee geboren, unsere regionalen Landwirte mit ins Boot zu nehmen und in Zusammenarbeit mit dem Verein „BeeNoble e.V.“, dessen Mitglied ich ebenfalls bin, inmitten unserer aufgeräumten Landwirtschaft einige „unordentliche“, also naturbelassene Blühwiesen als Insektenbiotope für die gefährdeten Wildbienen und Schmetterlingsarten anzulegen.

Natürlich ist die Idee nicht ganz neu und neben Privatinitiativen werden ja auch durch das „Greening“ von staatlicher Seite Landwirtschafts-Programme gefördert, die diesem Zweck dienen sollen.

Das war die Anregung und der Brückenschlag zu unserem HVV-Projekt „Blühwiesen für Artenvielfalt“. Nun haben wir aber nicht nur „darüber gesprochen“, denn unser umtriebiger Vereinsvorsitzender Ludwig „Lutz“ Hauschild hatte sogleich kräftig „die Strippen gezogen“. So konnte ich als Betreuer des Projektes aufgrund seiner guten persönlichen Kontakte und motivierenden „Vorarbeit“ bereits drei Landwirte in Hollenstedt für unsere Idee gewinnen: Wir freuen uns heute sehr über die aktive Projektbeteiligung durch: Jörg Meier vom Dierkens-Hoff/Wohlesbostel mit fünf geplanten Blühflächen von zusammen 3,6 ha und mit der durch ihn betreuten Fläche der Gemeinde Hollenstedt von 1,8 ha auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Heins, und über die Beteiligung von Carsten Meier aus Hollenstedt mit ca. 0,6 ha sowie die von Ulrike Cohrs und Claus Bohling vom Wilkenshoff/Ochtmannsbruch mit ca. 1 ha. Durch die Vermittlung des Heimat- und Verkehrsvereins konnten in diesem Jahr bereits ca. 7 ha geförderte Blühflächen bei BeeNoble zusätzlich registriert werden.

Finanziell ermöglicht wird unser „Kooperationsprojekt“ durch von BeeNobel eingeworbene Spendenbeträge, z.B. vom „Rotary Club Harburg“ und vielen anderen Sponsoren, denn im Gegensatz zu den Wiesenflächen im Rahmen der extensiven Grünlandnutzung oder der Anlage von Blühstreifen als Agrarumweltmaßnahme (ökologische Vorrangfläche), ist die Anlage von Wildblumenwiesen im Bereich der Hofstelle in der Regel staatlich nicht förderfähig.Für die Bereitstellung von Flächen bis zu 5 Jahren zur Anlage eines blühenden Insekten-Biotops erhält nun jeder Landwirt pro ha und Jahr eine finanzielle Kompensation. Auch das Saatgut wird dem Landwirt kostenlos zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit BeeNoble hatte der HVV die Saatmischung „Blühende Landschaft“ von Rieger-Hofmann, einem spezialisierten Wildblumensaat Lieferanten, ausgewählt. Wichtig war uns eine Blühmischung, die neben einigen optisch attraktiven Kulturpflanzen und Nektarlieferanten für Wildbienen einen wesentIichen Anteil an ortstypischen Blühpflanzen, Wildblumen und Wildkräutern enthält, sowie auch Raupenfutterpflanzen für viele Schmetterlingsarten. Für diesen Saatanteil sorgt aus unserer Samtgemeinde die „Matthies Landwirtschaft“ in Wenzendorf, die eigentlich für ihren Rollrasen bekannt ist.

Ute und Cord Matthies produzieren aber dort ebenfalls mit viel Herzblut und Bio-Engagement die weitaus größten Anteile der bundesweit vertriebenen Wildblumen-Saaten von Rieger-Hofmann. Die Saatmischung „Blühende Landschaft“ müsste also eigentlich heißen „Blühendes Hollenstedt“. Anfang Mai kam diese Frühjahrsblumenansaat auf den Acker. Das gesamte Saatgut für die Blühflächen von Jörg Meier und Carsten Meier hatten wir an ersteren zur maschinellen Aussaat liefern lassen. Dafür wurde die Saat „Blühende Landschaft“ mit 10 kg pro ha ausgebracht, vorher jedoch mit Maisschrot auf 50 kg hochgemischt, um eine gleichmäßige Aussaat mit Jörg Meiers auf sechs Meter ausklappbarer Saatmaschine ausführen zu können. Die Blühflächen von Claus Bohling werden später im Jahr zur Aussaat kommen.

Geplant ist weiterhin, Hinweistafeln mit der Darstellung der Projektidee an von Publikum besonders frequentierten Flächen aufzustellen. Dies könnte z.B. die Fläche beim Perlbach am Estewanderweg zur „Alten Burg“ sein, oder auch die Gemeindefläche an der Moisburger Str. 13. Um den Erhalt bzw. die Förderung der Artenvielfalt zu unterstützen, haben wir mit unseren Landwirten verabredet, dass die Flächen - wenn überhaupt - nur einmal im Jahr gemäht werden. Und dann möglichst erst im Frühjahr vor dem Frühjahrsaustrieb, da die Stauden-Wintersteher eine wichtige Ressource für Wildbienen sind. Und auch trockene Stängel sind Winterquartiere für Wildbienen und andere Insekten.

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